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Nordfriesisches Onlinewörterbuch

Sylter Friesisch

Das Söl’ring ist jahrhundertelang die Sprache der Insel Sylt (friesisch = Söl') und damit ein wichtiger Teil Sylts und der Sylter Kultur und Identität. Mittlerweile wird das Söl'ring nur noch von 600 Personen auf Sylt gesprochen, was ungefähr 3% der Bevölkerung entspricht, der absolute Großteil von diesen lebt in den Ostdörfern (Keitum, Archsum und am wichtigsten, Morsum). Nach Daten von verschiedenen Befragungen wird das Söl'ring im Westen der Insel (Westerland, Norddörfer, Tinnum, Rantum✝) heutzutage nur noch von rund 50 Leuten gesprochen.

0. Abkürzungen

alt / älter

ältere (nicht mehr benutzte) Form eines Wortes

 

pl.

Pluralform, d.h. Mehrzahl (meist gekennzeichnet durch „Wort“-„Pluralendung“ z.B. Uurt-er)

schon pl. / immer pl. / pl. und singular

das Wort befindet sich in der Mehrzahl (keine Änderung zur Mehrzahl, oder nur in der Mehrzahl benutzt)

RV

regelmäßiges Verb, d.h. Zeitwort (nur bei gleichlautendem unregelmäßigem Verb)

V

Verb (für Genaueres s. „2.4.1. Beugung“)

neu

neues Wort

neu!

sehr neues Wort

spz.

spezifische Bedeutung eines Wortes

1. Aussprache

1.1. Laute

1.1.1. Selbstlaute (Vokale)
1.1.1.1. Einlaute (Monophtonge)

Söl’ring

Beispielwort

IPA

Hochdeutsch

a

hart ʻhart’

/a/

am

ā

ārem ‘arm’

/aː/

haben

aa

haa ʻhaben’

/oː/

Ofen

e

Sne ʻSchnee’

/ɛ/

essen

ē

Sērk ‘Kirche’

/ɛː/

Ähre

ee

See ‘Meer’

/eː/

leben

i

milj ‘mild’

/ɪ/

in

di ‘der’

/ə/1

gefallen

in (- ing) Liigning‘Niederung’

/i/

wie in liegen nur kurz

ii

nii ʻneu’

/iː/

wie

o

oler ‘nie’

/ɔ/

offen

oo

hoog ʻhoch’

/oː/

Ofen

ö

söner ‘ohne’

/œ/

öffnen

öö

töögen ‘gegen’

/øː/

lösen

u

jung ʻjung’

/ʊ/

und

uu

Uurt ‘Wort’

/uː/

Hut

ü

 ʻKuh’

/ʏ/

Müll

üü

Küül ‘Kuhle’

/yː/

Mühe

1in Nebensilben. Wie im Standardhochdeutschen werden die unbetonten Nebensilben als Schwa ausgesprochen. Das Söl’ring verwendet zur Schreibung des Schwas kein ‹e›, sondern ein ‹i›, vgl. bidüüdiund bedeuten – die fett gedruckten Laute werden allesamt gleich (als Schwa) ausgesprochen! Achtung, bei manchen (eher älteren) Sprechern bleibt es ein kurzes i.

1.1.1.2. Zwie- u. Dreilaute (Diph- u. Triphtonge)

Söl’ring

Beispielwort

IPA

Hochdeutsch

ai

drai ‘drehen’

/aɪ̯/

drei

Stair ‘Stelle’

/ɛː/

vor ‹r, đ›: Ähre

ia

 

/ja/

Jacht

Kiar ‘Teich’

/ɛː/

vor ‹r, đ›: Ähre

dial ‘runter’

/ɛə̯/

vor ‹l›: ~ Nähe (aber kurzes ä)

ua

ual ʻalt’

/ɔɐ̯/

Wort

oi

Floit ‘Flöte’

/ɔɪ̯/

heute

ui

mui ‘schön’

/ʊɪ̯/

pfui

au

aur ‘über’

/aʊ̯/

laut

ooi

Booi ‘Boy’

/oːɪ̯/

‹o› in Ofen + ‹i› in mit

uai

spuai‘wahrsagen’

/ɔaɪ̯/

‹o› in offen + ‹ei› in drei

1.1.2. Mitlaute (Konsonanten)
1.1.3. Einbuchstaben (Monographen)

Söl’ring

Beispielwort

IPA

Hochdeutsch

b

baak ‘backen’

/b/

backen

d

deling ‘heute’

/d/

denken

đ

weđer ‘wieder’

/l, r/

im Osten: lang; im Westen: reden (gerollt! wie bspw. im Bairischen)

f

faal ‘fallen’

/f/

fallen

g

gur ‘gut’

/g/

gut

hoog ‘hoch’

/x/

Buch (nach ‹a, o, u›)

teegen ‘gegen’

/ç/

Licht (nach anderen Selbstlauten)

h

Hüs ‘Haus’

/h/

Haus

j

Jaar ‘Jahr’

/j/

Jahr

k

Küül ‘Kuhle’

/k/

klein

maaki ʻmachen’

/g/

gut (oft wenn unbetont oder zwischen Selbstlauten)

l

lüng ‘lang’

/l/

lang

m

me ‘mit’

/m/

mit

n

naan ‘nein’

/n/

noch

p

pöti ‘stopfen’

/p/

pieksen

hööpi ʻhoffen’

/b/

backen (oft wenn unbetont oder zwischen Selbstlauten)

r

reer ‘raten’

/r/

reden (gerollt! wie bspw. im Bairischen)

r‘Kirche’

/x/

Buch (vor ‹k, t, p, b›)

rp ‘Dorf’

/f/

fallen (vor ‹p, b›; nur in den Ostdörfern)

gur ‘gut’

/ɐ/

Futter (am Wortende nach Selbstlaut)

s

Sen ‘Sonne’

/s/

nass

düüsendʻtausend’

/z/

leise (im Inlaut eines Wortes nach langem Selbstlaut)

t

Tiig ‘Schenkel

/t/

Tag

reti ‘retten’

/d/

denken (oft wenn unbetont oder zwischen Selbstlauten)

v

VersjoonʻVersion’

/v/

Wahl

bliiv ‘bleiben’

/f/

fallen (am Wortende)

w

weet ‘wissen’

/v/

Wahl

lewer ‘lieber’

/f/

fallen (innerhalb eines Wortes)

1.1.4. Zwie- u. Dreibuchstaben (Di- u. Trigraphen)

ch

hoog ‘hoch’

/x/

Buch (nach ‹a, o, u›)

liig ‘niedrig’

/ç/

Licht (nach anderen Selbstlauten)

ks

Eeks ‘Axt’

/ks/

Axt

kw

Kwel ‘Quelle’

/kv/

Qual

lj

ljucht ‘leuchten’

/lj/

lang + Jahr

ng

bring ‘bringen’

/ŋ/

Sang

nj

Njüür ‘Niere’

/nj/

nja

sj

sjung ʻsingen’

/ʃ/2

Schnee

VersjoonʻVersion’

/si̯/2

~ Version (aber stimmlos!)

sk

Skep ‘Schiff’

/sg/

nass + gut (oft anstatt /sk/)

st

Storem ‘Sturm’

/sd/

nass + denken (oft anstatt /st/)

tj

litj ʻklein’

/tj/

tja

tjuk ‘dick’

/tʃ/

Quatsch (am Wortanfang und in Mitlautgruppen am Wortanfang)

ts

Sats ‘Satz’

/t͡s/

Zeit

2Das ‹sj› wird in einheimischen Wörtern nur am Wortanfang verwendet und dann als /ʃ/ ausgesprochen. In entlehnten Wörtern wird es entweder als /ʃ/ oder /si̯/ ausgesprochen – hier empfiehlt sich der Vergleich mit dem Standardhochdeutschen, s. z.B. dusjiʻduschen’ gegenüber VersjoonʻVersion’.

1.2. Betonung

Die Betonung liegt, ganz wie bei einheimischen Wörtern im Standardhochdeutschen, auf der ersten Stammsilbe. Jegliche Vorsilben (Präfixe) zählen nicht zum Stamm: düüdi – bidüüdi

2. Formenlehre

2.1. Hauptwörter (Substantive)

Hauptwörter werden wie im Standardhochdeutschen großgeschrieben.

2.1.1. Geschlecht/Artikel

Es gibt zwei Geschlechter/Artikel: di (männlich u. weiblich) und dit (sächlich). Der Mehrzahlartikel lautet ebenfalls di.

"In der gesprochenen Sprache wird überwiegend di verwendet, und somit oft nicht zwischen männlich/weiblich und sächlich unterschieden (wie im Englischen wo nur ‘the’ verwendet wird)

2.1.2. Mehrzahl

Die Mehrzahlendung wird durch Bindestrich abgetrennt: dit Skelt-er
Das Wort Skelt ʻBild’ heißt also in der Einzahl „dit Skelt“ und in der Mehrzahl „di Skelter“
Wie im Standardhochdeutschen gibt es verschiedene Mehrzahlendungen: -er, -s, -en usw.
Falls keine Mehrzalendung angegeben ist, kann mit “-en” gerechnet werden

2.1.3. Verkleinerungswörter (Diminutive)

Die Verkleinerungswörter wurden im Sölring ursprünglich (heutzutage nicht mehr üblich) folgendermaßen gebildet:
Wenn ein Wort auf t, d, n’, l’, k endigt, wird ein -tj oder -tji angehängt (bzw. wird t zu tji; n’ und l’sind veraltet).
Beispiele:
Hart – Hartji
Hun’ – Huntji
Hün’ – Hüntji-s
Dok – Doktji

Bei allen anderen Endungen wird -k oder -ki angehängt:
Beispiele:
Fügel – Fügelk / Fügelki
Ten – Ten-k
Hüs – Hüski

Falls die Wörter den Artikel di haben, endet die Mehrzahl auf -en oder -n:
Beispiele:
di Dürk – di Dürken
di Bröchki – di Bröchkin
di Gaatji – di Gaatjin

Falls die Wörter den Artikel dit haben, endet die Mehrzahl auf -is oder -s:
Beispiele:
dit Hüski – di Hüskis
dit Leechtji – di Leechtjis

Bei Personen wird der Kosename auf -ken oder -tjen in gleicher Weise gebildet:
Beispiele:
Taam – Taamken
Gonel – Gonelken
Korneelis – Korneelisken

Bei einigen Verkleinerungswörtern verändert sich der Stamm (links Verkleinerung, rechts Grundwort):
Naatji – Nuat
Kölk / Külk – Küül
Dönk – Dün/Dünem
Hērk / Heerk – Hiir
Tēftji / Teeftji – Teft
Ögki – Oog
Dürk – Düür
Hötj – Hur
Fölk – Fööl
Daatj(i) – Daachter
Feederken – Faaďer
Pöpki – Pop
Hölki / Holki – Hol
Siki – Sjip

2.2. Eigenschaftswörter (Adjektive)

Grundstufe (Positiv): (endungslos)
Höherstufe (Komparativ): -er
Höchststufe (Superlativ): -st
Bsp.: hoog ʻhoch’ – hooger ʻhöher’ – hoogst ʻam höchsten’
Ausnahmen werden im Wörterbuch angegeben, diese sind:
lüng – leenger – leengst ʻlang’
ual – ialer – ialst ʻalt’
eeđer – jer – jest ʻfrüh’
hol – lewer – lefst ʻgerne’
litjet – mener – menst ʻwenig’
fiir – förter – fiirst ʻweit’; kann auch regelmäßig sein: fiir – fiirer – fiirst
fuul – muar – miist ʻviel’
gur – beeter – beest ʻgut’

2.3. Persönliche Fürwörter (Personalpronomen)

1. Person

2. Person

3. Person

Einzahl

ik

ʻich’

ʻdu’

hi, jü, hat

ʻer, sie, es’

Zweizahl

wat

at

jat

Mehrzahl

ʻwir’

i

ʻihr’

ja

ʻsie’

Anders als im Standardhochdeutschen gibt es im Söl’ring neben Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) noch die Zweizahl (Dual). Damit werden genau zwei Personen bezeichnet:
wat: wir beide (du und ich)
at: ihr beide
jat: sie beide (die beiden)

2.4 Possessivpronomen

1. Person

2. Person

3. Person

Einzahl

min

ʻmein’

din

ʻdein’

sin, höör, sin

ʻsein, ihr, sein’

Zweizahl

unk

junk

jaar

Mehrzahl

üüs

ʻunser’

juu

ʻeuer’

jaar

ʻihr’

Die Formen der Possessivpronomen ändern sich generell nie. (Anders als im Standardhochdeutschen). Außer wenn Sie alleinstehend erscheinen.
Eg. Meine Leute / Die Meinen = Min Lir / Di Minen

2.5. Zeitwörter (Verben)

Die Beugung der Zeitwörter wird im Konjugator aufgeführt. Ggf. ist bei Zeitwörtern mit Vorsilben bzw. trennbaren Zeitwörtern nur die Beugung des Grundwortes angegeben, also ist z.B. auf jeden Fall die Beugung von bech zu finden, wenngleich ofbech fehlen könnte.
Trennbare Zeitwörter verhalten sich wie im Standardhochdeutschen:
Bsp.: ütbech ʻausbauen’
Hi becht üt. ʻEr baut aus’
Hi heer ütbecht. ʻEr hat ausgebaut.’

2.5.1. Beugung

Starke Zeitwörter haben unterschiedliche Formen und werden nicht gesondert gekennzeichnet. Schwache hingegen sind regelmäßig und treten in drei Gruppen auf, reg. I, II u. III.
Achtung! Wenn die Beugung mit „hat“ beginnt, tritt das Zeitwort nur in der 3. Person auf (Bsp.: riin ʻregnen’, ske ʻgeschehen’).

2.5.1.1. Starkes Zeitwort

Beispiel: se ʻsehen’

Gegenwart

ik, wü, i/at, ja

ʻich, wir, ihr, sie’

Gegenwart

ʻdu’

Gegenwart

hi, jü, hat

ʻer, sie, es’

Vergangenheit

(Präteritum)

Mittelwort der Vergangenheit

(Partizip Präteritum)

se

sjochst

sjocht

saag

sen

Bei der 2. Person (dü ʻdu’) wird in der Vergangenheit an die Vergangenheitsform ein -st angehängt (hier: saagst).

2.5.1.2. Schwaches Zeitwort (reg. I)

Beispiel: maaki ʻmachen’

Gegenwart

ik, wü, i/at, ja

ʻich, wir, ihr, sie’

Gegenwart

ʻdu’

Gegenwart

hi, jü, hat

ʻer, sie, es’

Vergangenheit

(Präteritum)

Mittelwort der Vergangenheit

(Partizip Präteritum)

maaki

maakest

maaket

maaket

maaket

Bei der 2. Person (dü ʻdu’) wird in der Vergangenheit die gleiche Form wie in der Gegenwart verwendet (hier: maakest).

2.5.1.3. Schwaches Zeitwort (reg. II)

Beispiel: wensli ʻwedeln’

Gegenwart

ik, wü, i/at, ja

ʻich, wir, ihr, sie’

Gegenwart

ʻdu’

Gegenwart

hi, jü, hat

ʻer, sie, es’

Vergangenheit

(Präteritum)

Mittelwort der Vergangenheit

(Partizip II)

wensli

wenselst

wenselt

wenselt

wenselt

Bei der 2. Person (dü ʻdu’) wird in der Vergangenheit die gleiche Form wie in der Gegenwart verwendet (hier: wenselst).

2.5.1.4. Schwaches Zeitwort (reg. III)

Beispiel: fortel ʻerzählen’

Gegenwart

ik, wü, i/at, ja

ʻich, wir, ihr, sie’

Gegenwart

ʻdu’

Gegenwart

hi, jü, hat

ʻer, sie, es’

Vergangenheit

(Präteritum)

Mittelwort der Vergangenheit

(Partizip II)

fortel

fortelst

fortelt

fortelt

fortelt

Bei der 2. Person (dü ʻdu’) wird in der Vergangenheit die gleiche Form wie in der Gegenwart verwendet (hier: fortelst).

2.5.1.5. Mittelwort der Gegenwart (Partizip I)

Anders als im Standardhochdeutschen wird das Mittelwort der Gegenwart eher selten benutzt. Es wird durch das Anhängen von -en oder -n (falls das Zeitwort auf -i endet) gebildet.
Bsp.: di sjungen Man ʻder singende Mann’
Häufiger wird eine Umschreibung benutzt:
Bsp.: di Man diar sjungt ʻder Mann, der singt’

2.5.1.6. Befehlsform (Imperativ)

Die Befehlsform ist gleich der Grundform des Zeitwortes.
Bsp.: Iit! ʻIss!’

2.5.1.7. Möglichkeitsform (Konjunktiv)

Die Möglichkeitsform ist gleich der Vergangenheit des Zeitwortes.
Bsp.: Ik her’t dön. ʻIch hätte es getan.’
Bei dem Wort ‘würde’ (Konjunktiv von werden), gibt es mehrere Möglichkeiten:
Ik wil di reer dit tö dön. ‘Ich wollte (= würde) dir raten das zu tun’

2.5.1.8. Höflichkeit

Im Sölring wird zur Ansprache von älteren Menschen das Pronomen I ʻIhr’ verwendet (ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung der Person oder der Verwandtschaftsbeziehung). Zur Ansprache von Jüngeren wird durchgehend dü ʻdu’ verwendet.

2.5.2. Zeiten

Neben Gegenwart und Vergangenheit gibt es noch Zeiten mit zusammengesetzten Formen, die nachfolgend aufgeführt werden.

2.5.2.1. Vollendete Gegenwart (Perfekt)

Wird für gewöhnlich mit dem Hilfszeitwort haa ʻhaben’ gebildet (öfter als im Standardhochdeutschen!). Ausnahmen werden hervorgehoben. Das Hilfszeitwort steht in der Gegenwart.
Bsp.: Ik haa slöpen. ʻIch habe geschlafen.’

2.5.2.2. Vollendete Vergangenheit (Plusquamperfekt)

Wird für gewöhnlich mit dem Hilfszeitwort haa ʻhaben’ gebildet (öfter als im Standardhochdeutschen!). Ausnahmen werden hervorgehoben. Das Hilfszeitwort steht in der Vergangenheit.
Bsp.: Ik her slöpen. ʻIch hatte geschlafen.’

2.5.2.3. Zukunft (Futur)

Wird mit dem Hilfszeitwort wel ʻwollen’ oder, häufiger, mit skel ʻsollen’ gebildet.
Bsp.: ik skel maaki, ik wel maaki ʻich werde machen’
dü wet se, dü sket se ʻdu wirst sehen’

2.5.3. Rückbezügliche Zeitwörter (reflexive Verben)

Falls jen ʻsich’ oder hoken ʻjemanden’ bei einem Zeitwort steht, handelt es sich um rückbezügliche Zeitwörter (Bsp.: jen taui ʻsich waschen’). Anders als im Standardhochdeutschen wird in der 3. Person Einzahl zwischen den Geschlechtern geschieden:

1. Person

2. Person

3. Person

Einzahl

mi

ʻmich’

di

ʻdich’

höm, höör, höm

ʻsich’

Zweizahl

unk

junk

jam

Mehrzahl

üüs

ʻuns’

juu

ʻeuch’

jam

ʻsich’

Dabei handelt es sich eigentlich um die besitzanzeigenden Fürwörter, dementsprechend muss man auch die Wörter anordnen:
Jü tauet ark Dai höör Hiir. ʻSie wäscht jeden Tag ihre Haare.’
Im Deutschen kann dieser Satz auch mit „Sie wäscht sich jeden Tag die Haare.“ ausgedrückt werden – man beachte die unterschiedliche Wortstellung.
Wenn das Wort ungeschlechtlich ist, eg. di Staal, wird höm gebraucht
Di Staal drait höm. ‘Der Tisch dreht sich.’
Dat Hüs drait höm. ‘Das Haus dreht sich.’

2.5.4. Vom Zeitwort zum Hauptwort

Um aus einem Zeitwort ein Hauptwort zu machen, wird lediglich die Endung -en oder -n (falls das Zeitwort auf -i endet) angehängt.
Bsp.: lachi ʻlachen’ – dit Lachin ʻdas Lachen’